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July 24, 2024
MOAH/MOAH
MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons) und MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) sind seit geraumer Zeit im Fokus der Lebensmittelindustrie und deren zuliefernden Industrien, wie z.B. die Verpackungsbranche oder eben Schmierstofflieferanten – aber auch der Pharmaindustrie. Kontaminationen im Endprodukt erregen nach wie vor das Aufsehen bei Verbraucherschützern und gilt es zu vermeiden.
Für Lebensmittelprodukte werden neueste Analyseverfahren entwickelt und eingeführt, um Verunreinigungen dieser Art zu detektieren und auszuwerten zu können, ob ein kritischer Grenzwert überschritten wurde. Diese Maßnahmen sollen die Lebensmittelsicherheit garantieren. Die Aussagekraft einer MOSH/MOAH-Analyse ist komplex und meist nicht direkt eindeutig für eine Kontamination, da z.B. n-Alkane als natürliche MOSH-Komponente in Früchten und Gemüse enthalten sind.
MOH (Mineral Oil Hydrocarbons) bestehen zu ca. 80% aus MOSH und ca. 20% MOAH. Diese komplexen Produkte, wie z.B. Gas, Treibstoff, Schmierstoffgrundöl, Wachse und viele mehr können ihrem Ursprung nicht zugeordnet werden. So ist z.B. bereits beim landwirtschaftlichen Prozess eine Verunreinigung der Feldfrüchte denkbar.
Geht von Schmierstoffen mit H1 Registrierung eine Gefahr aus?
Nein. Schmierstoffe mit H1 sind nicht als Zugabe (Additiv) für Lebensmittel geeignet. Sie sind für die Technik und Konstruktionselemente rund um die Lebensmittelherstellung vorgesehen. Dennoch wird nach USDA FDA 21 CFR §178.3570 „lubricants with incidental food contact“ eine maximale Kontamination von Schmierstoffen toleriert. Ab Beginn der Lebensmittelherstellung dürfen max. 10 ppm bei Mineralöl- und synthetischen Schmierstoffen und bis zu max. 1 ppm bei silikonöl-basierenden Schmierstoffen mit dem Lebensmittel in Kontakt kommen. Insbesondere regelt dieser Paragraf, welche Rohstoffe mit den jeweiligen Grenzwerten für die Herstellung von H1 Schmierstoffen erlaubt sind.
Enthalten H1 Schmierstoffe MOSH/MOAH?
Mineralöl-basierende H1 Schmierstoffe enthalten MOSH und zum Teil auch Spuren von MOAH. Durch den Raffinierungsprozess der Mineralöle werden bestimmte MOAH-Typen, speziell polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) mit 3-7 Ringen abgetrennt, die in Zusammenhang mit Genotoxizität stehen. Folglich verbleiben im Mineralöl die PAKs mit 1-2 Ringen.
Die neue EFSA-Studie (European Food Safety Authority) zeigt, dass MOSH (C10 bis C50 Kohlenstoffkettenlänge) in Lebensmitteln bei den derzeitigen Expositionsniveau kein Risiko für die öffentliche Gesundheit darstellt, folglich ist mit MOSH keine Genotoxizität verbunden. Insbesondere wird in der Studie von einem europäischen Referenzlabor eine MOSH/MOAH Analysenrichtlinie genannt, in Empfehlung mit der EU-Verordnung 2017/84. Anhand dieser Richtline und der enthaltenen Definition von MOSH/MOAH sind alle Rezepturen der setral® H1 Produkte auf diese Inhaltsstoffe überprüft worden. Bei den Produkten, die kein MOSH/MOAH in der Rezeptur beinhalten, wurde folgender Hinweis als produktspezifisches Merkmal aufgenommen.
„Ohne MOSH/MOAH als Rezepturbestandteil nach Definition EU 2017/84“
Obwohl bestimmte Analyselabore den MOSH/MOAH-Gehalt bestimmen können, existieren für Schmierstoffe keine standardisierten Grenzwerte. Eine Differenzierung des MOSH/MOAH‑Ursprungs ist mit den vorhandenen Analysenmethoden nicht detektierbar.
Sind H1-registrierte Schmierstoffe alleiniger Grund für eine MOSH/MOAH Kontamination in Lebensmitteln?
Nein. Ab Anbau des Rohstoffes bis zur Verarbeitung zum Endprodukt einschließlich der Lieferkette, ist ab jeder Stufe ein Einfluss von MOSH/MOAH gegeben. Hierzu lassen sich die MOSH/MOAH Einflüsse in drei Kategorien einteilen: Additive und Prozesshilfsstoffe, Migration und Kontamination.
Wachse sind unter anderem zugelassene Additive bzw. Prozesshilfsstoffe, für den lebensmittelnahen Einsatz, z.B. zur Verwendung als Verpackung, Beschichtung oder Glasurmittel. Deren Bestandteile, die in das Lebensmittel diffundieren können, werden als MORE (Mineral Oil Refined Products) bezeichnet. Typische Migrationsverunreinigungen mit MOSH ähnlichen Stoffen, gehen von Kunststofffolien z.B. Polyethylen (PE) aus, die als funktionelle Barriere von Mehrschichtverpackungen für Lebensmittel verwendet werden. Die migrierten Oligomere des Kunststoffes werden als POSH (Polymer Oligomeric Saturated Hydrocarbons) geführt, aber sind nach Definition kein MOSH, da diese nicht auf Mineralöl basieren. Selbst von bedruckten Papierverpackungen können Anteile der mineralölbasierten Druckertinte (MOSH/MOAH) in das Lebensmittel migrieren.
Typische Kontaminationsquellen von MOSH/MOAH sind vielseitig von bereits kontaminierten Transportbehältern, Einbringung der Abgase von Verbrennungsmotoren, bis hin zum Schmierstoff. Die Kontamination mit einem H1 Schmierstoff ergibt sich meist aufgrund fehlerhafter Benutzung z.B. Überfüllung des maximalen Schmierstoffvolumens im Wälzlager. Zudem basieren die meisten H1 Schmierstoffe auf Polyalphaolefin (PAO), d.h. deren Grundöle bestehen aus synthetischen Kohlenwasserstoffen und sind nach Definition kein MOSH.
In Analysen gemessene MOSH-Werte eines Lebensmittels beziehen sich auf die Gesamtheit der mineralölhaltigen Kohlenwasserstoffe (genannt MOSH) einschließlich MOSH-Analoga wie POSH, PAO und MORE. Die Eintragungsquelle bleibt unbekannt, da eine Rückverfolgbarkeit analytisch nicht möglich ist. Genaue Grenzwerte zu MOSH-Werten gibt es nicht, jedoch gibt das Bundesamt zur Risikobewertung (BfR) eine Empfehlung für maximale Gehalte an MOSH in Lebensmitteln an. Zu maximalen MOAH-Werten gibt es je nach Fettgehalt des Lebensmittels definierte Grenzwerte.
Was ist beim Einsatz von Schmierstoffen in der Lebensmittelproduktion oder zuliefernden Industrien zu beachten?
Die größtmögliche Produktsicherheit bieten H1 Schmierstoffe, die zusätzlich nach ISO 21469 hergestellt werden. Auch diese sollten nur im Havariefall mit dem Lebensmittel in Kontakt kommen. Die Setral Chemie GmbH unterstützt das HACCP Qualitätsmanagementsystem durch die Zertifizierung nach ISO 21469. Diese ist im Grunde die Übertragung der HACCP auf die Herstellung der H1 Schmierstoffe und stellt sicher, dass diese während der Produktion nicht mit Fremdmaterial kontaminiert werden. Vor dem Einsatz des Schmierstoffes beim Kunden ist eine separate HACCP Beurteilung zu empfehlen.
H1 Schmierstoffe müssen nicht MOSH/MOAH frei sein, um eine hohe Produktqualität und -sicherheit zu garantieren. Eine Herstellung nach ISO 21469 bietet hierbei weitreichende Sicherheit für den Produktionsprozess. Dies ist der Fall für setral® H1-Schmierstoffe.Wir stehen gerne mit einer Beratung zur Verfügung.
Ihr setral® Produktmanagement Team!